Mit ihrer Teilnahme an der ersten International Conference on Engineering Pedagogy (IGIP) 1972 wurde Gudrun Kammasch, die 1971 an die damals neu gegründete Technische Fachhochschule berufen wurde, Gründungsmitglied der IGIP und deren erster Arbeitsgruppe "Mensch und Technik". Sie wirkte über lange Jahre im Vorstand und auch als Vizepräsidentin. Heute ist sie Präsidentin der Ingenieurpädagogischen Wissenschaftsgesellschaft (IPW), die mit ihren Jahrestagungen, Arbeitstagungen und Publikationen dem differenzierten Profil technischer Bildung in Mitteleuropa ein spezifisches Diskussionsforum gibt. Mit diesem Hintergrund war und ist Gudrun Kammasch international tätig, insbesondere auch in Entwicklungsprojekten in afrikanischen und zentralasiatischen Ländern.
Verliehen wurde ihr die Nikola Tesala Chain "for international outstanding achievements in the field of Engineering Pedagogy".
Die „Auszeichnungskette“ wurde von Studierenden der Höheren Technischen Bundeslehr- und Versuchsanstalt (HTL) in Ferlach, Österreich, gefertigt.
Im Rahmen der Verleihung sagte Prof. Dr. Kammasch:
„Mit dem Wissen und Können, das wir uns im Bereich der Technik, der Ingenieurwissenschaften, erwerben, können wir die Welt gestalten, so umfassend, wie kaum mit einem anderen Beruf. Heute sind wir offensichtlich an die natürlichen Grenzen unseres Planeten Erde gestoßen. Aber, wenn wir alle unsere geistigen und auch moralischen Kräfte einsetzen, können wir vieles anhalten, vermeiden und auch korrigieren und im umfassenden Sinne „nachhaltig“ gestalten.“
Zur Person
Prof. Dr. Gudrun Kammasch studierte Chemie und Lebensmittelchemie in Stuttgart, Marburg und Berlin und promovierte an der Freien Universität Berlin in pharmazeutischer Chemie.
Sie wurde als erste Frau an die Technische Fachhochschule Berlin berufen und wirkte u. a. am Aufbau des Studiengangs „Lebensmitteltechnologie“ mit. Sie initiierte die erste „Frauengruppe an der TFH Berlin“ und des (West-)Berliner Arbeitskreises „Frauen an Fachhochschulen“. 1991 bis 1194 war sie Vizepräsidentin für Forschung und Technologietransfer an der TFH.
Neben der direkten Unterstützung internationaler Studierender ist ein wesentlicher Schwerpunkt ihrer Arbeit, die Bedeutung der kulturellen Vielfalt und der kulturellen Identität im Alltag der Hochschule bewusst zu machen – orientiert an der UNESCO „Konvention zum Schutz und zur Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen“.
2010 wurde ihr das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen „für Ihre wissenschaftlichen Leistungen, für Ihr Engagement für einen Dialog der Kulturen der Welt und insbesondere für die Förderung von Frauen an den Hochschulen des Landes".